- Bereits
im
16. Jahrhundert wurde im Haus Haaggasse 7 ein erstes Mal umgebaut. Man
brauchte mehr Platz und stockte daher auf:
Das bereits vorher
stattliche Gebäude bekam weitere, über die "Gasse
hinter dem Rathaus"
vorkragende Fachwerkgeschosse und ein neues Satteldach. Aus
dieser Zeit stammt auch das älteste Paar schmiedeeiserner
Türbänder. Vermutlich wurde nach dem Umbau auch das
Innere des Hauses neu ausgestaltet, und die kunstvoll geformten
Beschläge waren dabei ein wertvoller Teil der dekorativen
Gestaltung einer Stube.
- Solche aufwendig gestalteten
Beschläge sind in
Süddeutschland zu Ende des 16. Jahrhunderts nur in gehobener
Innenausstattung zu finden. Aus Tübingen sind keine weiteren
Stücke ähnlich hoher Qualität erhalten. Die
Türbeschläge aus der Haaggasse 7 waren damals
außergewöhnlich und wertvoll, heute haben sie ihre
Funktion verloren, bleiben jedoch wichtig als Zeugen der glanzvollen
Vergangenheit eines Hauses.
- In
der
ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde in der
Haaggasse 7 die Herberge "Zur Krone" eingerichtet, die dort ein
Jahrhundert lang, bis 1739, zahlreichen Gästen Verpflegung und
Unterkunft bot. Ein zweites Paar erhaltener Türbänder
stammt aus der Zeit um 1720, als der Metzger Johannes Kienle Kronenwirt
war, und die Herberge vier Stuben und sieben Kammern hatte. Diese
Beschläge sind weniger aufwendig gestaltet, doch in der
Grundform ähnlich: Wiederum symmetrisch fügen sich
zwei S-förmige Schleifen aneinander, die nach oben und unten
spitz auslaufen. Die Form bleibt frei von Gravierungen
Nachdem 1739 der Wirt Johann Adam Weimer die "Krone"
schließt, weil mit der Wirtschaft nichts mehr zu verdienen
sei, wie er gegenüber der Stadtobrigkeit angibt, wird wiederum
umgebaut. Von nun an wohnen mehrere Familien im Haus, und verschiedene
Handwerker richten sich hier ihre Werkstatt ein. Um 1750
gehört etwa die Hälfte des Hauses dem ehemaligen
Kronenwirt und Metzger Weimer, die andere dem Buchdrucker Johann
Gottlieb Franck. Und immer wieder, wird umgebaut, vor allem wenn ein
Hausteil zwischen mehreren Erben aufgeteilt wird. Die Bewohner
wünschen neue Küchen oder verlegen die Stube an eine
andere Hausseite. Erstaunlich, daß sich die Türen
mit den Beschlägen des späten 16. und frühen
18. Jahrhunderts erhalten haben; wahrscheinlich waren sie so solide und
wertvoll, daß sie beibehalten wurden. Doch es wurden auch
neue Türen eingebaut: ein Paar Türbänder aus
dem frühen 19. Jahrhundert belegt dies. Die schlichte
Rautenformen mögen zu einer einfacheren Ausstattung im
klassizistischen Stil gepaßt haben.
1911 schließlich hat die Familie Matthias Walter mit 8
Kindern Einzug in die Haaggasse gehalten, wo sich heute noch Enkel in
diesem einmaligen Haus auf eine besondere Weise geborgen
fühlen und das Leben nehmen wie es kommt.
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