Fries

Zur Geschichte des Hauses Haaggasse 7 in Tübingen
Sie gehören zum alten Eisen, eine Reihe historischer Türbeschläge im Stadtmuseum Tübingen. Im Inneren des Hauses in der Haaggasse 7 waren sie funktioneller Teil von mindestens drei Türen. Man brauchte sie nicht mehr, die handgeschmiedeten Angelbänder, die schwere Holztüren in ihrem Rahmen hielten und die eisernen Türdrücker, mit denen man die Türen ins eiserne Schloß zog.
Bei der Renovierung 1994 des Fachwerkhauses aus
dem 15. Jahrhundert wurden die Beschläge der Allgemeinheit übergeben und finden sich heute im Stadtmuseum Tübingen.
Bereits im 16. Jahrhundert wurde im Haus Haaggasse 7 ein erstes Mal umgebaut. Man brauchte mehr Platz und stockte daher auf: 
Das bereits vorher stattliche Gebäude bekam weitere, über die "Gasse hinter dem Rathaus" vorkragende Fachwerkgeschosse und ein neues Satteldach. Aus dieser Zeit stammt auch das älteste Paar schmiedeeiserner Türbänder. Vermutlich wurde nach dem Umbau auch das Innere des Hauses neu ausgestaltet, und die kunstvoll geformten Beschläge waren dabei ein wertvoller Teil der dekorativen Gestaltung einer Stube.

Solche aufwendig gestalteten Beschläge sind in Süddeutschland zu Ende des 16. Jahrhunderts nur in gehobener Innenausstattung zu finden. Aus Tübingen sind keine weiteren Stücke ähnlich hoher Qualität erhalten. Die Türbeschläge aus der Haaggasse 7 waren damals außergewöhnlich und wertvoll, heute haben sie ihre Funktion verloren, bleiben jedoch wichtig als Zeugen der glanzvollen Vergangenheit eines Hauses.
In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde in der Haaggasse 7 die Herberge "Zur Krone" eingerichtet, die dort ein Jahrhundert lang, bis 1739, zahlreichen Gästen Verpflegung und Unterkunft bot. Ein zweites Paar erhaltener Türbänder stammt aus der Zeit um 1720, als der Metzger Johannes Kienle Kronenwirt war, und die Herberge vier Stuben und sieben Kammern hatte. Diese Beschläge sind weniger aufwendig gestaltet, doch in der Grundform ähnlich: Wiederum symmetrisch fügen sich zwei S-förmige Schleifen aneinander, die nach oben und unten spitz auslaufen. Die Form bleibt frei von Gravierungen

Nachdem 1739 der Wirt Johann Adam Weimer die "Krone" schließt, weil mit der Wirtschaft nichts mehr zu verdienen sei, wie er gegenüber der Stadtobrigkeit angibt, wird wiederum umgebaut. Von nun an wohnen mehrere Familien im Haus, und verschiedene Handwerker richten sich hier ihre Werkstatt ein. Um 1750 gehört etwa die Hälfte des Hauses dem ehemaligen Kronenwirt und Metzger Weimer, die andere dem Buchdrucker Johann Gottlieb Franck. Und immer wieder, wird umgebaut, vor allem wenn ein Hausteil zwischen mehreren Erben aufgeteilt wird. Die Bewohner wünschen neue Küchen oder verlegen die Stube an eine andere Hausseite. Erstaunlich, daß sich die Türen mit den Beschlägen des späten 16. und frühen 18. Jahrhunderts erhalten haben; wahrscheinlich waren sie so solide und wertvoll, daß sie beibehalten wurden. Doch es wurden auch neue Türen eingebaut: ein Paar Türbänder aus dem frühen 19. Jahrhundert belegt dies. Die schlichte Rautenformen mögen zu einer einfacheren Ausstattung im klassizistischen Stil gepaßt haben.

1911 schließlich hat die Familie Matthias Walter mit 8 Kindern Einzug in die Haaggasse gehalten, wo sich heute noch Enkel in diesem einmaligen Haus auf eine besondere Weise geborgen fühlen und das Leben nehmen wie es kommt.